110105 Foto: ©Christof.Ziebarth
 

Konstruktion

 

In ihrer geschweißten Ausführung entsprechen die wagenbaulichen Hauptkomponenten der Lok, der Fahrzeugrahmen, der Lokkasten und die beiden zweiachsigen Triebgestelle, den Vorgaben für die Neubaufahrzeuge der DB. Das Äußere war im Lauf der Jahrzehnte vielfachen Wandlungen unterworfen. Ab der E 10 216 verwendete man Doppellampen und Lüftergitter mit senkrechten Gitterstäben anstelle der bisherigen waagerechten Lamellen. Seit Anfang der achtziger Jahre wurden die Lüftergitter mit waagerechten Lamellen durch wartungsfreundliche Klatte Gitter ersetzt, wobei die »Bügelfalten 110 ihr Lüftergitterband verloren und ein Seitenfenster im Maschinenraum erhielten. Zur selben Zeit wurden die Frontschürzen und Pufferverkleidungen abgebaut, die umlaufenden Griffstangen durch einfache Haltegriffe ersetzt, ferner entfielen weitgehend das silberne Dach und die Regenrinnen. Die Lokomotiven verfügen über zwei Stromabnehmer DBS 54 mit Doppel­schleifstücken. Als Antrieb dient der Siemens-Gummiringfederantrieb auf alle vier Achsen. Die Steuerung der Fahrmotoren erfolgt durch eine 28-stufige Hochspannungs-Nachlaufsteuerung, ergänzt mit den Einrichtungen für die fremderregte elektrische Gleichstromwiderstandsbremse. Ab 110 399 ist ein 88W Hochspannungsschaltwerk mit Rundwähler und Thyristor Lastschalter eingebaut. Im Dezember 1996 wurde in 110 446 die konventionelle Wendezugsteuerung einer ausgemusterten 141 eingebaut, mit der 1997/98 insgesamt 61 Loks ab 110 400 nachgerüstet wurden.110 475 und 110 476 erhielten versuchsweise Drehgestelle mit Flexicoil Kastenabstützung, wie sie später bei der BR 111 Verwendung fanden. 110 107, 271, 343 und 360 besitzen Verschleiß-Pufferbohlen. Während der Bauzeit der 110 wurde ihre Gehäuseform auf einen besseren Luftwiderstandswert ausgelegt, der Knick der Frontpartie war der Grund für den Spitznamen "Bügelfalte". 
Mit den Loks 110 299 und 110 300 wurden Laufuntersuchungen gemacht in Geschwindigkeitsbereichen um 200 km/h. An ihnen wurden unter anderem auch verschiedene Drehgestellausführungen getestet. Die moderne Lemniskatenlenker Bauform, die bei den weiteren Neubauloks wie 103, 181, 184, 151 Verwendung fand. Doch nach heutigen Maßstäben der Technik sind heute die Loks veraltet. Die Halbleitertechnik erlaubt es, Drehstromasynchronmotoren zu verwenden, die hohe Leistungen bei noch geringerem Gewicht erbringen (Beispiele: BR 120,101,145 und ICE). Diese kommen dank der Rückführung von Bremsenergie mit weniger Energie aus. Auch sind die Drehstromloks universeller einsetzbar, was nicht nur die Gestaltung der Umlaufpläne vereinfacht, sondern auch die Zahl der benötigten Loks herabsetzt. Ein weiterer Pluspunkt ist die geringe Verschleißmöglichkeit bei Halbleiterbauelementen gegenüber mechanischen Schalteinrichtungen. Schließlich zeigt auch der Blick auf den Führerstand einer modernen Lok die Fortschritte in der ergonomischen Gestaltung.

Die Baureihe E 10 wurde mit möglichst vielen verschiedenen Bauteilen bestückt, um deren Tauglichkeit zu prüfen. So ist es nicht verwunderlich, wenn man in den Serienloks Bauteile verschiedener Vorserienloks wiederfindet. Da sich der Aufbau des Lokkastens und des Brückenrahmens in den Vorserienloks bewährt hatte, wurde er für die Serienloks übernommen. Sie erhielten wie E 10001 nur zwei (beheizbare) Stirnfenster, um dem Lokführer eine gute Sicht zu gewähren. Das Dreilichtspitzensignal wurde von Anfang an eingebaut. In den ersten Bauserien wurden die Rücklichter in die unteren weißen Lampen integriert. Ein Umlaufrost sowie eine umlaufende Griffstange an den Stirnwänden ermöglichten es dem Lokführer, die Stirnfenster mit der Hand zu reinigen. Weiterhin wurden, wie bei den Vorserienloks, die Zug- und Stoßvorrichtungen an den Stirnseiten des Brückenrahmens befestigt, während die Seitenflächen eine deutlich andere Einteilung der Lüftergitter und Maschinenraumfenster erhielten. Auf beiden Seiten wurde in der Mitte ein Maschinenraumfenster eingebaut, das durch Verschieben einer Hälfte geöffnet werden konnte. Beiderseits eines jeden Fensters fand man nun je drei Lüftergitter mit waagerechten Lamellen. Die Lackierung wurde von den Vorserienloks übernommen. Die Einrichtung der Führerräume entspricht weitgehend der E 10002.
Die Drehzapfen der Serienloks wurden kräftiger gebaut als die der Vorserienloks nachdem man bei einem Unfall mit E 10003 festgestellt hatte, dass die Puffer weitgehend unbeschädigt blieben, die Drehzapfen jedoch verbogen worden waren. Im Gegensatz zu den Vorserienloks verzichtete man auf eine Querkupplung der Drehgestelle. Dass die Serien-E10 den SSW-Gummiringfederantrieb erhalten haben, darf als mutige Entscheidung der zuständigen Herren der DB angesehen werden. Im Gegensatz zu den in den Vorserien-
iks eingebauten Antrieben, die sich bereits in Frankreich und in der Schweiz bewährt hatten, war der SSW-Antrieb erst in einem Drehgestell der E44 038 sowie in beiden hichgestellen der E 10003 gerade ein Jahr
im Einsatz, als die Entscheidung über seine weitere Verwendung gefällt wurde. Man ent-schloss sich für ihn, da er in E 44 038 im Vergleich zum Tatzlagerantrieb des zweiten Drehgestells ein deutlich besseres Verhalten zeigte und in E 10003 bei Anfahrversuchen (z.B. 1953 auf der Geislinger Steige und im November 1953 auf der Arlberg-Westrampe) im Vergleich zu den anderen E 10-Vorserienloks seine Überlegenheit bewies. Auch ließ er sich im AW leichter ein- und ausbauen sowie instandsetzen. Allerdings konnte seine
Langzeitbewährung nur mit Schwingungstests bei der Firma SSW abgeschätzt werden. Im Rückblick kann man feststellen, dass sich die mutige Entscheidung gelohnt hat, denn der Antrieb arbeitet im Geschwindigkeitsbereich bis 160 km/h immer noch zuverlässig, und der Gummiverschleiß ist geringer als zunächst vermutet worden war. Anders als beim Antrieb konnte man beim Motor nicht auf ein Exemplar der Vorserienloks zurückgreifen. Die erhöhten Leistungsanforderungen, die durch die Heraufsetzung er Höchstgeschwindigkeit von 130 auf 150 km/h auftraten, konnte keiner der in den Vorserienloks eingesetzten Motoren erbringen. Doch war es möglich, den SSW-Motor WB 358/21 der E10003, der als einziger nur 12-polig ausgeführt war, durch die Heraufsetzung der Polzahl auf 14 und die Anhebung der höchsten Motorspannung von 516 auf 540 V auf die gewünschte Leistung zu bringen. So entstand der neue Motor WB 372/22. Er bewährte sich so gut, dass er in leicht veränderter Form (bessere Isolierung) auch in den Einheits-Ellokbaureihen der zweiten Generation - 111 und 151 - weiterverwendet wird. Der Motor hat eine Nennleistung von 925 kW, die bei einer Motorspannung von 487,2V und einem Motorstrom von 2.080 A erreicht wird. Das Getriebe-Übersetzungsverhältnis beträgt 1:2,111.

 


 

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