Facelifting 
und der Weg zur "Bügelfalte"


Äußerlich fallen Bauartänderungen am Lokkasten natürlich am stärksten ins Auge. Erste kleine Änderungen gegenüber der Ursprungsausführung gab es bereits 1960. Von der E 10 216 an erhielten alle folgenden E 10 Mehrfachdüsen-Lüftungsgitter, die äußerlich an ihren senkrechten Lamellen zu erkennen sind, sowie Doppellampen.
Die größten Veränderungen am Lokkasten traten jedoch 1962 ein. Im Mai jenes Jahres wurde der neue "Rheingold" geboren. Dieser sollte streckenweise eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h erreichen. Schließlich sollten nicht nur die Wagen des "Rheingolds" durch Komfort und blau/cremefarbiger Farbgebung sich von anderen Wagen abheben, sondern auch die Loks. Für sie wurde ein neuer Lokkasten entworfen, der windschnittiger war und größere Stirnfenster aufwies. Die Maschinenraumfenster entfielen zugunsten weiterer Lüftergitter. Über alle Lüftergitter war eine durchgehende Blende gezogen. Die Stirnwände gingen unten in eine Schürze über, die die Puffer teilweise verkleidete. Unter Eisenbahnfreunden wurde diese Form fortan als Bügelfalten-Form bezeichnet. Im Jahr 1994  hatte man beschlossen, den Rheingold-Lokkasten auch bei den Serien-E 10 zu verwenden. Ihn erhielten alle E 10 ab E 10 288, darunter auch die dritte und letzte Serie von Loks der Unterbaureihe E 1012 (bzw. 112, wie sie  Anfang 1968 hieß), 
Neue Lokkästen in der "Bügelfalten-Forrn" erhielten nachträglich auch die Lokomotiven 110 107 und 271, die in den Jahren 1973 und 1974 nach schweren Unfällen bei Krauss-Maffei wieder aufgebaut werden mussten. Weitere Unfall-Loks, wie die 110 343 und 360, bekamen ebenfalls einen neuen Kasten, besaßen aber ja schon vorher die "Bügelfalten-Form". Der neue Lokkasten sieht nicht nur schnittiger aus, er hat auch einen geringeren Luftwiderstandsbeiwert. Dieser Wert liegt beim alten Kasten bei 0,39, beim neuen hingegen bei 0,35. Deutlich bessere Werte weisen allerdings die Baureihen 103 mit 0,28  auf.Dass die 110 511 mit einem alten Lokkasten fährt, hat seinen Grund darin, dass die Lok 1985 durch Umbau aus der 139 134 entstanden ist. Hier bewährte es sich, dass nahezu alle Bauelemente der Baureihe E 40 identisch mit denen der E 10 sind. Beim Umbau der 139 brauchte also fast nur die Getriebeübersetzung geändert zu werden.
Aber auch erst in der Folgezeit wurden viele kleine Veränderungen am Lokkasten vorgenommen, die die Einheitsloks E10  nicht mehr ganz so einheitlich aussehen lassen. Als das Waschen der Loks zunehmend auf Waschanlagen umgestellt wurde, zeigte es sich, dass die Regenrinnen hinderlich waren. Auch neigten sie zur Rostbildung. Sie wurden daher von der 110 417 an fortgelassen, wobei gleichzeitig die blaue Farbe über die Dachkante hochgezogen wurde. Bei nahezu allen Loks sind die Regenrinnen zwischenzeitlich entfernt worden.Unter den Ausnahmen befindet sich die 
110 348, die anlässlich der Nürnberger Paraden und der Fahrzeugausstellung in Bochum-Dahlhausen im Jahre 1985 weitgehend in den Originalzustand zurückversetzt wurde. 
Mehrere Veränderungen mussten auch die Lüftergitter über sich ergehen lassen. Schon bei den letzten Bauserien wurde das durchgehende Lüfterband wieder verlassen. Stattdessen fanden zunächst eckige Lüftergitter mit schmalem Rand Verwendung. Sie stellten Vorläufer der Klatte-Gitter dar, die in die Loks der Baureihen 111 und 151 eingebaut wurden. Vom Zeitpunkt der Auslieferung dieser Lokbaureihen (1973) an, wurden anlässlich von Aw-Aufenthalten zahlreiche 110 mit diesen Klatte-Lüftergittern nachgerüstet, deren eckige Form sich durch breite Streifen oben und unten am Lüftergitter von den Vorgängern unterscheidet. Gleichzeitig erhielten viele 110 mit neuem Lokkasten erstmals ein Seitenfenster eingebaut. Damit begegnete man den Klagen der Lokomotivführer und Werkstattpersonale, die mit der schlechten Beleuchtung des Maschinenraumes unzufrieden waren (Anstelle von leistungsfähigen Leuchtstofflampen, wie man sie in den Maschinenräumen der Neuen E-Loks findet , ist die erste Neubau-Ellok-Generation im Maschinenraum mit Glühlampen ausgerüstet).
Selbst bei den Maschinenraumfenstern bestehen noch Unterschiede. Während sie in der Ursprungsausführung abgerundete Ecken aufweisen und sich öffnen lassen, findet man nun zunehmend ungeteilte Fenster, teils mit abgerundeten Ecken, teils eckig. Bei den Unfall-Loks 110 107,271, 343 und 360, wurde im neuen Lokkasten Platz für Verschleißpufferbohlen gelassen, die sie nun im Gegensatz zu allen Artgenossen tragen. Die Bohlen sollen verhindern, dass der Lokkasten bei leichteren Aufstoßen beschädigt wird. Aus Gewichtsgründen können die anderen E 10 nicht entsprechend nachgerüstet werden. Bei allen "Bügelfalten- E 10" wurde - ebenso wie bei den Loks der Baureihe 103 - in den 70er Jahren an den Stirnseiten die herabgezogene Schürze beseitigt. Dies war darauf zurückzuführen, dass im Winterbetrieb die jeweils hintere Schürze während der Fahrt als Schneefänger wirkte. Wenn sich dann Schnee- und Eisbrocken lösten, zeigten sie Geschosswirkung und gefährdeten die nachfolgenden Wagen bzw. Personen und Gegenstände in Gleisnähe.

 

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